Zwischen Kuhstall und Gipfelglück – Familiensommer mit dem Roten Hahn
Nur wenige Kilometer hinter dem Brennerpass biegen wir von der Autobahn ab in Richtung Pustertal. Es dauert nicht lange und der Blick weitet sich. Schafe grasen auf saftigen Wiesen, vereinzelt ragen zierliche Kirchturmspitzen im Herzen der kleinen Gemeinden gen Himmel. Und zwischen den vielen Bauernhöfen erscheinen nach und nach die gewaltigen Gipfel der Dolomiten am Horizont.
Es ist nicht unser erstes Mal im Pustertal. Schon beim letzten Besuch hat es uns unglaublich gut gefallen. Umso größer war die Vorfreude, in diesem Sommer nun noch einmal neue Ecken und die angrenzenden Regionen zu entdecken.
Unser „Zuhause“ für eine Woche: Der zauberhafte Oberbinder Hof bei St. Lorenzen nahe Bruneck. Der Hof ist Teil der Südtiroler Initiative Roter Hahn, die wir wirklich sehr lieben. Und wer jetzt denkt: Oh ne, Urlaub auf dem Bauernhof ist nichts für mich, der verpasst absolut etwas. Denn die über 1.700 Gastbetriebe, verteilt in ganz Südtirol, sind so unterschiedlich wie man es sich nur vorstellen kann. Vom klassischen Milchbauern über den Winzer bis zum Kräuterhof ist alles dabei. Die Ferienwohnungen und Gästezimmer sind mal größer und mal kleiner und teilweise auch sehr stylisch und modern – wie in unserem Fall.
Schon beim Ankommen am Oberbinderhof spüren wir die warme Atmosphäre – ein liebevoller Mix aus bäuerlicher Herzlichkeit und modernen Komfort. Unsere Ferienwohnung „Aussicht“ erstreckt sich über zwei Etagen. Sie ist wirklich traumhaft schön, großzügig, lichtdurchflutet und perfekt ausgestattet – ideal für Familien oder auch befreundete Paare, die etwas Platz und Raum suchen, aber kein bisschen an Gemütlichkeit einbüßen möchten. Während Henryk noch unsere Koffer auslädt, ist Mikkel bereits verschwunden: Auf Entdeckungstour im Stall begrüßt er erst einmal die drei wolligen Hausschäfchen und sagt den Hühnern „Hallo“. Tatsächlich übernehmen wir in der Woche vor Ort die Patenschaft für eines der Hühner – und Elfriede schenkt uns jeden Morgen ein frisches Ei!
Er streift weiter durch den weitläufigen Garten mit allerlei Spielgeräten für die Kids, springt eine Runde auf dem Trampolin und begutachtet den alten Holzofen zum Brotbacken. Für uns Eltern heißt es nun erst einmal: tief durchatmen, Schuhe ausziehen und den Blick über die Berge schweifen lassen.
Spiel, Spaß & Gipfelglück – ein Abstecher ins Ahrntal
Ohne weiteres könnten wir unsere Tage damit füllen, uns der Entschleunigung auf dem Hof hinzugeben und den Schafen beim Grasen zuzusehen. Aber natürlich wollen wir auch die Bergwelt erkunden und machen uns deshalb auf den Weg ins Ahrntal, das rund eine halbe Autostunde nördlich von Bruneck ans Pustertal angrenzt.
Im Ahrntal kann man die Natur und die gewaltigen Berge nicht nur sehen, sondern mit jeder Pore spüren. Die warme Morgenluft prickelt im Gesicht und verspricht einen heißen Sommertag. Von den Bergwiesen schallen Kuhglocken ins Tal und vereinzelt hören wir Greifvögel über uns kreischen. Wir parken an der Gondelstation Speikboden und gleiten mit der Kabinenbahn rasch hinauf in Richtung Gipfel. Hier sind die Temperaturen noch erfrischend kühl.
Während Henryk Klettergurte für uns alle ausleiht, düst Mikkel schon wieder los. Diesmal sind es nicht Schafe oder Hühner, die ihn magisch anziehen, vielmehr hat er den imposanten Rutschenpark gesichtet. Nur schwer können wir ihn davon überzeugen, dass wir erst die gemeinsame Tour im Klettersteig machen wollen und danach erst rutschen. Schlussendlich starten wir dann aber doch in den Pirate’s Rock, einem Familienklettersteig für Kinder ab ca. sechs Jahren, einer von insgesamt vier Klettersteigen am Speikboden, wobei für jedes Alter und jede Könnerstufe etwas dabei ist.
Mikkel meistert seine erste Via Ferrata mit Bravour – vielleicht ist es aber auch die versprochene Belohnung im Anschluss, die ihn zu Höchstleistungen antreibt. Kaum sind die letzten Meter absolviert gibt es kein Halten mehr. Schnell den Klettergut ausgezogen und ab geht es in den Rutschenpark. Runde um Runde saust er lachend den Berg hinunter. Nur, um dann wieder zurück zum Start zu laufen.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, zum Nachmittag auch noch die Panoramawanderung am Speikboden zu gehen, inklusive Berg-Picknick mit Blick auf die umliegenden Gipfel. Genau so stellen wir uns einen gelungenen Tag ab Berg vor: Tobendes, glückliches Kind, herrliche Sonnenstunden auf 2.000 Metern und der Duft frischer Almwiesen in der Luft.
Übrigens, neben dem Speikboden gibt es noch einen weiteren „Erlebnisberg“ im Ahrntal. Unser Highlight am Klausberg: die Sommerrodelbahn – inklusive wildem Gelächter und verwuschelten Haaren. On top gibt es dort eine große Wasserwelt für erfrischende Abkühlung nach der Wanderung, z.B. die moderate, aber beeindruckende Tour zum Klaussee. Beide Erlebniswelten, Speikboden und Klausberg, sind bequem mit der Gondelbahn erreichbar, die bis weit in den Herbst hinein fahren, bevor dann auch schon die Wintersport-Saison startet. Kinder unter sechs fahren übrigens kostenlos. Zudem sind die Bergbahnen in der Mountain Card Pustertal inbegriffen, mit der man an drei, fünf oder zwölf Tagen gleich 15 unterschiedliche Gondeln und Lifte am Kronplatz, rund um die 3 Zinnen, am Gitschberg-Jochtal, an der Plose und eben im Ahrntal frei nutzen kann.







Einfach und echt: Hofmomente mit dem Roten Hahn
Der Rote Hahn bietet mehr als „nur“ authentische Unterkünfte mit herzlichen Gastgebern. Die Initiative des Südtiroler Bauernbundes zeichnet unter anderem auch „Qualitätsprodukte vom Bauern“ aus. Vor allem aber steht der Rote Hahn für Erlebnisse und Brauchtum. Jeder der teilnehmenden Betriebe lädt seine Gäste ein, aktiv am Hofleben mitzuwirken – vom Anpacken im Stall bis zum gemeinsamen Kochen und Backen.
Um noch mehr über den Roten Hahn zu erfahren, brechen wir zu einer kleinen Entdeckungstour auf. Unser erster Stopp führt uns zum Aussermarhof im Gsiesertal, einem Familienbauernhof, wie er im Buche steht. Einmal in der Woche lädt die Gastgeberfamilie Taschler alle kleinen und großen Gäste zum Brot backen ein. Andächtig kneten viele kleine Kinderhände den Teig, aus dem später frische „Vinschgauer“ Brötchen gebacken werden. Dazu stellen sie gemeinsam frischen Joghurt her. Natürlich mit der Milch der hauseigenen Kühe. Bei einer anschließenden Hofführung tauchen wir noch tiefer ein in das Leben der Bauernfamilie. Seitdem wissen wir auch, wie sich die Zunge eines Kälbchens anfühlt, das über den Arm schlabbert? Kichernd und aufgeregt nähern sich die Kinder den Schweinen, Ziegen und Hühnern. Von der Gastgeberfamilie, erfahren wir auch, wie hart es zuweilen ist, den Forst zu bewirtschaften, der zum Hof gehört, und wie stark die Abhängigkeit vom Milchpreis ist. Wir spüren, was „Tradition“ wirklich bedeutet: nicht Folklore, sondern gelebter Alltag. Aber immer mit ganz viel Herzblut.
Später fahren wir weiter zum Hofschank Lüch de Survisc, den Bäuerin Annemarie Vallazza mit ihrer Familie betreibt. Der Duft von frisch gebackenem Brot und geräuchertem Speck hängt in der Luft, während auf unseren Tellern die hauseigenen Spezialitäten landen: Tutres mit Spinat, Knödel und zum Nachtisch süße Äpfelkiechl, die ganz besonders gut bei Mikkel ankommen. Was uns am an dem Hofschank am nachhaltigsten begeistert: die Einfachheit. Keine große Speisekarte, kein Schnickschnack. Dafür eine ehrliche Herzens-Küche, immer serviert mit einem Lächeln.
Und während wir noch eine ganze Weile das Traumpanorama auf der Sonnenterasse genießen und die Seele baumeln lassen, spielt unser Junior entspannt im Garten und „melkt“ die Holzkuh.
Ein Morgen voller Magie
Auch mit unseren Gastgebern vom Oberbinder Hof sind wir immer wieder im regem Austausch. Beim Apero am Lagerfeuer bekommen wir eines Abends noch einen spannenden Tipp: „Seid ihr bereit, früh aufzustehen? Wirklich früh?“ An nächsten (sehr frühen) Morgen packt Henryk Wasserflasche, Müsliriegel, dicke Jacke und Stirnlampe in den Rucksack und macht sich auf den Weg zu einer ganz besonderen Wanderung.
Die Stille des frühen Morgens begleitet ihn auf dem schmalen, steilen Weg vom Parkplatz hinauf durch den Wald in Richtung Astjoch Gipfel. Zunächst ist es noch finster, doch mit jedem Höhenmeter wird der Wald lichter und die Nacht schwindet – bis der Horizont hell und die umliegende Landschaft in der Dämmerung erkennbar werden. Dann, endlich, kommt der magische Moment, an dem die Sonne die Gipfel der Dolomiten und das Gipfelkreuz in goldenes Licht taucht. Und dann ist wieder einmal von einem auf den anderen Augenblick vergessen, wie anstrengend der Weg war. Und der Moment wird unendlich.




Nach dem Abstieg warten auf Henryk nicht nur Mikkel und ich – ausgeschlafen und bereit für einen weiteren Tag – sondern auch ein ausgiebiges Frühstück. Dieses wird im Übrigen jeden Morgen von unserer Gastgeber-Familie so liebevoll und lecker für uns zubereitet. Dazu frischer Kaffee und natürlich das Ei „unserer“ Elfriede. Selbstverständlich schmecken Henryk an diesem Morgen das selbst gebackene Brot und all die anderen Köstlichkeiten vom Hof noch einmal besonders gut.
Familienurlaub zwischen Bergwelt und Bauernhöfen
Unser Fazit nach einer Woche Roter Hahn: Urlaub auf dem Bauernhof ist unkompliziert und kann sehr komfortabel sein – aber in erster Linie ist er voller wunderbarer Begegnungen und bleibender Erinnerungen. Mit Gipfeln und Bergabenteuern, die Groß und Klein zum Jauchzen bringen. Hofbesuchen, bei denen man in den Alltag des Betriebs eintauchen darf. Und so vielen Erlebnissen, die sich ins Herz einbrennen.
Das Pustertal war für uns der perfekte Ausgangspunkt: abwechslungsreich, herzlich und sommerlich. Mit vielen schönen neuen Eindrücken im Gepäck, von lachenden Kinderstimmen im Rutschenpark bis zum stillen Glück, wenn die Sonne über den Dolomiten aufgeht, brechen wir auf. Und das Beste: Das Kapitel Südtirol ist für uns längst noch nicht auserzählt…
Wir bedanken uns beim Südtiroler Bauernbund Roter Hahn und der Familie Hellweger vom Oberbinder Hof für die Einladung und das herzliche Willkommen. Mehr Informationen zum Roten Hahn findet ihr hier.
Hinweis: Dieser Artikel beruht auf der Einladung zu einer individuellen Pressereise, spiegelt jedoch uneingeschränkt die Meinung und Eindrücke der Autoren wider.