Irres Island – alles „huh“ oder was?

Wenn man gleich drei Mal auf dem Weg vom Flughafen Keflavik zum Appartement in Reykjavik von Einheimischen gesagt bekommt, dass das Wetter ungewöhnlich gut sei, dann muss es wirklich ungewöhnlich gut sein. (mehr …)

Blauer Himmel, ein laues Lüftchen und satter Sonnschein bis kurz vor Mitternacht sind definitiv nicht an der Tagesordnung in Island. Zumal die Insel offiziell damit wirbt, auf Platz 3 der windigsten Orte der Welt zu sein. Zudem fallen die Isländer durch ihre Einsilbigkeit auf, weshalb ihnen der meteorologische Hinweis, den sie mir unentwegt geben, sehr wichtig zu sein scheint. Ich erinnere mich an die isländischen Fans bei der EM 2016, die es mit ihrer Einsilbigkeit bis zum Kultstatus geschafft haben: Statt „Oleoleeolee“ oder „Schalalalala“ sangen sie einfach nur: „Huh“!

Willkommen in den kanarischen Alpen!

Ja, „huh“ ist so einiges in und auf Island. Und wenn ich vor meinem Trip fast gar nichts über Land und Leute wusste, dann habe ich nach vier Tagen nun einen ganzen Sack irrer Klischees mitgebracht, die ich mir zuvor nicht hätte träumen lassen. Mein erster Eindruck auf der rund 50 minütigen Fahrt vom Flughafen in die Hauptstadt – bei ungewöhnlich gutem Wetter wohlgemerkt – ist: Da hat sich eine kanarische Lavainsel in die Alpen verirrt. Am Straßenrand geröllartige Steppe, im Hintergrund schneebedecktes Bergpanorama. Spektakulär. Architektonisch sind die Gebäude am Wegesrand im skandinavischen Stil gehalten. Holz mit Flachdach oder Betonkuben. Was auch noch auffällt, sind die ungewöhnlich vielen Monstertrucks auf der Straße. Also die, die Reifen mit einem Durchmesser von 1,50 Meter haben. So viele Monstertrucks habe ich sonst noch nirgendwo zuvor gesehen. Meine Reisegefährte Matthias und ich mutmaßen, dass seit dem Vulkanausbruch 2010 ein Drittel der isländischen Straßen verschüttet sind und man ohne Monstertruck sonst einfach nicht mehr durchkommt. Auch die vielen Werksschutz- und Sicherheitsfahrzeuge mit der Aufschrift „Lögreglan“ erregen unsere Aufmerksamkeit. Haben die denn hier keine Polizei, kein Militär? Später stellt sich heraus, dass Island tatsächlich kein Militär hat, obwohl 1949 Gründungsmitglied der NATO.  Aber ich will nicht vorgreifen…

Irres Island – alles „huh“ oder was?

Die Sache mit den Kronen

Ein Kaffee macht 4.80 Euro. Kein Kännchen, kein Jumbobecher, kein Jamaika Blend – eine einfache Tasse Kaffee in einem einfachen Café. Die Preise in Island sind ziemlich irre oder einfach nur „huh, huh, huh“. Die setzen dem Schweizer Franken glatt die Krone auf, nämlich die isländische. Hier ist wirklich gar nichts billig. Die Dose Cola im Supermarkt für 98 Cent oder in der Durchschnittspizzeria die Durchschnittspizza über 20 Euro (ohne Avocado oder Ananas) führen uns am ersten Abend vor Augen, dass das verdammt teure Tage werden. Immerhin kann man alles und überall mit Kreditkarte bezahlen. Nur einmal streikt die Bezahl-App für den Linienbus (aber eine liebenswerte Russin lädt uns ein) und Drehkreuze bei öffentliche Toiletten nehmen nur einheimische Münzen statt universellem Plastik (dann halt drüber springen). Bei unserem ersten, sündhaft teurem, aber verdammt leckeren Abendessen entsteht auch meine neue Leidenschaft für Skyr. Zuhause im Supermarkt Regal hatte mich diese fettarme Frischkäsezubereitung bislang absolut kalt gelassen, aber beim Menü im Restaurant Matur og Drykkur entdecke ich: Skyr schmeckt toll. Egal ob als Vorspeise oder Dessert. Kaufe ich tatsächlich im Supermarkt jetzt regelmäßig.

Einmal durch Reykjavik tanzen

Die Bar- und Klubkultur in Reykjavik finde ich extrem angenehm. Endlich ein Ort ohne die üblichen Touri-Fallen. Hier mischen sich Besucher und Isländer kunterbunt durcheinander. Die Ausweiskontrolle vor dem Húrra irritiert uns zwar etwas, aber Türsteher Benedikt, im Gegensatz zu seinen Landsleuten eine wahre Plaudertasche, erklärt uns die Unsitte einiger Isländer, ihren Ausweis minderjährigen Geschwistern oder Freunden zu borgen, damit die Teens in die Clubs kommen. Deshalb 100% Kontrolle aller Gäste. Ich stelle mir vor, wie mein minderjähriger Bruder mit meinem Ausweis im Club feiert, ich aber nicht reinkomme, weil ich mich nicht ausweisen kann. Schon ziemlich blöd und ärgerlich. Außerdem lerne ich, das „Lögreglan“ auf Isländisch schlichtweg „Polizei“ heißt. Es gibt also eine europäische Sprache, in der die Hüter des Gesetzes nicht mit „Po“ anfangen, huh.

Dass es sich bei der Kikki Bar um einen Queer Club handeln soll, erfahren wir übrigens erst, als wir morgens um 4 Uhr nach Hause wanken – nachdem wir stundenlang zu Pop, Disco und Rock mit lauter netten Menschen abgetanzt haben. Wahrscheinlich sind wir aber mit unserem extrovertiertenTanzstil für ein Schwulenpärchen gehalten worden.

Von großen Machern und kleinen Würstchen

Nach einem kleinen Frühstück im Reykjavik Roasters am nächsten Morgen geht’s auf Stadterkundung. Beim Spaziergang durch die City von Reykjavik setzen sich Holz, Stein und Beton fort. Das älteste Haus sieht gar nicht so alt aus, das Rathaus ist schräg und das Parlament Islands irgendwie mystisch schnuckelig. Besonders beeindruckt mich das gläserne Konzerthaus am Meeresufer. Im ersten Moment denke ich an eine Bausünde und verschwendete Steuermillionen, aber auf den zweiten und dritten Blick ist die Architektur im 70er-Jahre Stil ziemlich faszinierend. Vor allem von Innen. Dafür ein HUH+.

Zum Pflichtprogramm gehört auch der Besuch bei Bæjarins Beztu Pylsur, einer der angeblich besten Imbissbuden der Welt. Hier heißt das Hotdog Würstchen “Pylsa“, wird in Bier gekocht und mit Soße nach Geheimrezept serviert. Huh, die Warteschlange anderer Pflichtprogramm bewussten Touris beträgt 20 Meter, aber bei dem super Wetter kein Problem. Nach dem Geschmackstest kommt aber postwendend das Fazit: absolut überbewertet! Schmeckt nicht besser als bei IKEA in Köln-Bickendorf, ist aber dreimal so teuer.

Das nächste Highlight hingegen ist die Hallgrímskirche. Ein ungewohnt stylisches, expressionistisches Gotteshaus. Da Matthias und ich schon seit vielen Jahren den Fetisch haben, unterwegs auf einen Turm zu klettern (oder mit dem Lift hochzufahren), um den Ausblick zu genießen: Hier lohnt es wirklich. Vor allem bei dem ungewöhnlich gutem Wetter. Vor der Kirche wacht eine Statue von Islands wohl berühmtesten Sohn: Leif Eriksson, Seefahrer und Amerikaentdecker. Vergeblich haben wir allerdings nach einer Skulptur von Islands wohl berühmtester Tochter gesucht. Aber ich bin mir sicher, dass schon bald irgendwo eine Statue von Björk eingeweiht wird.

Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?

Wenn der Minister mit der Rockband…

Abends geht es mit dem Bus nach Kópavogur, einen Vorort von Reykjavik. Was es da zu erleben gibt? Stellt euch folgende Situation vor: Der Bundesgesundheitsminister rockt mit seiner Heavy Metal Band in einer Mehrzweckhalle. Und dazu „moscht“ Bundespräsident Steinmeier im Pulk vor der Bühne. Huh? In Island Realität! Óttarr Proppé ist Sänger der Band Ham (klingt wie AC/DC trifft Unheilig) und nebenbei Gesundheitsminister Islands – oder umgekehrt. Und bei Hams Konzert poged Staatspräsident Guðni Jóhannesson in der ersten Reihe. Das ist derselbe Präsident, der Anfang 2017 gesetzlich Ananas als Pizzabelag in seinem Land verbieten lassen wollte. Zeitlich verhindert beim Gig war übrigens Ministerpräsident Bjarni Benediktsson, besser bekannt durch seine Verwicklung in die Panama Papers sowie als Kunde einer Seitensprungagentur. Bei der Aftershowparty zusammen mit Rammstein in der Rockkneipe Gaukurinn war Bjarni dann aber dabei. NEIN, ich denke mir das NICHT aus! Keine Fake News! Aber wer es nicht glaubt, kann es gerne im Internet nachrecherchieren. Huh!

Von goldenen Ringen und der Mutter der Drachen

Viereinhalb Stunden später stehe ich schon wieder parat. Einen „Tag voller Überraschungen“ hat mir Matthias versprochen, zu dem ich festes Schuhwerk und einen Führerschein mitnehmen solle. Erste Überraschung: Ein Monstertruck hält an. Wir steigen ein und los geht es auf die Inseltour „Goldener Ring“. Unser Fahrer und Tourguide Ron reiht sich ein in die Reihe lakonischer Isländer. Von Türsteher Benedikt hätten wir mehr erfahren. Aber so verpassen wir auch nichts, als wir auf der einstündigen Fahrt bis zum ersten Stop etwas Schlaf nachholen.

An der Haltestelle Nationalpark Thingvellir stehen die Busse und Monstertrucks bereits Schlange. Aber in der Schlucht, in der europäische und amerikanische Kontinentalplatte aufeinanderstoßen, verlaufen sich die Besuchermengen glücklicherweise. Ich freue mich über mein festes Schuhwerk, denn das britische Hipster-Pärchen aus unser kleinen Reisegemeinschaft muss mit Flip-Flops durchs Gelände. Ja, das ist schon eine krasse Landschaft. Wie aus „Game of Thrones“. Ach, das wurde tatsächlich hier gedreht? Na, dann kein Wunder… Weiter geht es zum Wasserfall Gullfoss. Der ist schön, aber anders, als erwartet. Denn man kann ihn nur von oben besichtigen. So lässt sich der Fall der zweiten Kaskade von 21 Metern nur erahnen, weil Gischt und Nebel den Blick in die Schlucht verwehren.

Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?

… und Action, bitte!

Wir fahren weiter auf den Gletscher Langjökull und jetzt verstehe ich auch die Notwenigkeit von Monstertrucks. Normale Wagen kommen hier nicht durch. Selbst unser Truck bleibt einmal stecken. Ron beweist, dass er ein viel besserer Fahrer als Redner ist. Oben angekommen erwartet mich die wohl größte Überraschung: Zwei Dutzend Schneemobile, ordentlich in Zweierreihen gruppiert. Blöd ist nur, dass ich bei meinem letzten Snowmobile-Erlebnis vor vielen Jahren in den Rocky Mountains ein solches Teil gegen einen Baum gesetzt habe und seitdem einen Heidenrespekt vor ihnen habe angesichts von Kraft, Geschwindigkeit und des Versicherungsschadens. Aber auf dem Gletscher ist weit und breit kein Baum zu sehen. Also traue ich mich. Erst vorsichtig, brav hintereinander, später Wettrennen – jeder gegen jeden. Adrenalin pur. Matthias schafft über 60 Stundenkilometer. Mein Mobil scheint gedrosselt zu sein, denn ich komme nur auf 50. Vielleicht habe ich dieses Schneemobil bewusst bekommen, weil ich durch eine weltweite Datei für Verursacher von Totalschäden bekannt war. Sei’s drum. Auf dieser riesigen, weiten Fläche bei blauem Himmel und Sonnenschein durch die Gegend zu düsen, ein geiles Gefühl. Huuuh!

Beim Fotostop vor dem Gipfel trifft mich von hinten ein Schneeball. Ich vermute den englischen Hipster, weil Ron auf ihn zeigt. Aber dann verrät Rons verschmitztes Lächeln unter seinem wilden Bart, dass er der Attentäter ist. Also doch ein Anflug von Humor in Island, hah!

Irres Island – alles „huh“ oder was?

Die Schneemobiltour können Islands Wahrzeichen, die Geysire Großer Geysir und Stokkur, leider nicht mehr toppen später. Dennoch ist es ein abrundendes Erlebnis, an den Terrassen entlang zu schlendern, die heißen Quellen brodeln zu sehen und live dabei zu sein, wenn Stokkur seine 30 Meter hohe Fontäne in die Luft speit – um 10 Minuten später in sicherer Entfernung pure Schadenfreude zu haben, wenn ein anderer Touristenpulk von Stokkurs Wassersäule durchnässt wird, weil sie am gleichen Ort stehen, wie ich 10 Minuten vorher. Aber bei dem guten Wetter nicht weiter schlimm…

Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?
Irres Island – alles „huh“ oder was?

Letzte Worte…

Auf dem Rückweg nach Reykjavik sind Matthias und ich glücklich, erschöpft und dösen weg. Nur einmal schrecke ich hoch. Ron hat etwas gesagt! In der Ferne sind ein paar Häuser mit roten Dächern zu sehen. Das müssen besondere rote Dächer sein. Vielleicht wohnt da Björk? Oder Leif Eriksson Geburtshaus? „Sorry, what was this?“ Pause. „President’s place“, antwortet unser Guide meine Unaufmerksamkeit missbilligend.

Eine halbe Stunde später ist die Tour vorbei, der Monstertruck setzt uns im Stadtzentrum ab und zum Abschluss gönnen wir uns ein Dinner im exklusiven Restaurant Fiskfelagid Fish Company, wo wir die letzten Tage noch einmal aufarbeiten. Überraschendes, Teures, Abgefahrenes, Begeisterndes und ganz viel „Huh“. Während Matthias sich auf dem Rückflug eine irre, isländische Doku über die EM 2016 ansieht, schaue ich mir den ersten Teil der Nordic-Noir-Krimiserie „Trapped/Ófærð“ im Original mit Untertiteln an. Hätte ich den auf dem Hinflug gesehen, hätte ich wahrscheinlich angesichts der ganzen Klischees gestöhnt, aber jetzt denke ich bloß „Ja, das passt. So ist Island.“ Nur das Wetter im Film war nicht so ungewöhnlich gut.

Irres Island – alles „huh“ oder was?

Danke Jan, für deinen humorvollen Bericht und an Kumpel Matthias für die schönen Impressionen in Bildformat – wir sind schon gespannt, wie sich Island uns dann präsentiert, wenn wir im kommenden Frühjahr selbst die Insel besuchen

Back to the Roots – Altai Ski

Weil wir gerade so schön „in Schwung“ sind, gibt es gleich noch eine Anekdote aus dem Winterwunderland… Wir alle wissen, die Ursprünge des Skifahrens gehen weit zurück. Tatsächlich sollen bereits vor Jahrtausenden Menschen Gefallen daran gefunden haben, (mehr …)

Ich dachte, dass wir im Norwegischen Hovden auf Langlaufskiern der Sache schon recht nah gekommen wären. Immer wieder driften solche Ausflüge aber doch in eine eher sportliche Richtung ab. Da ist das Schneeschuhwandern fast entspannter als das Langlaufen. Keine Materialschlacht, man ist nicht abhängig von Loipen, kann die “Beaten Tracks” verlassen und ganz für sich allein durch verschneite Landschaften stapfen. Das einzige, für mich wirklich schwer zu akzeptierende Manko: mit den breiten Schneeschuhen gibt es keine Chance, bergab zu rutschen – geschweige denn zu fahren.

Back to the Roots – Altai Ski
Back to the Roots – Altai Ski

In Finnland haben wir bei einem kurzen Ausflug in Helsinkis nahegelegene Natur nun aber DAS perfekte Spielzeug gefunden, einen Alleskönner namens ALTAI SKI. Es ist ein ca. 1,20 Meter langer Ski für jede Situation – für das überqueren zugefrorener Seen, für Wanderungen im Wald und über Felder, egal ob bergauf oder bergab. Egal wie flach oder steil. Das synthetische Fell (welches das Ab- bzw. Rückrutschen bergauf verhindert) ist schon fest montiert, besondere Schuhe sind nicht notwendig – man schlüpft mit festen Winterboots in die schlichte Bindung. Auch technisch gibt es nicht viel zu erklären… außer es wird zu steil 😉

Namensgeber der Altai Ski ist übrigens das gleichnamige, bis 4.500 Meter hohe mittelasiatische Hochgebirge, irgendwo zwischen Russland, der Mongolei und Kasachstan. In dieser verschneiten Region liegt wissenschaftlicher Erkenntnisse nach der Ursprung des Skifahrens. Man hat in dieser Region Felsmalereien von Menschen auf “Ski” entdeckt, die über 10.000 Jahre alt sind. Noch heute werden dort Skier auf traditionelle Art aus Holz hergestellt, das Fell mit den besten Gleiteigenschaften soll übrigens das Bein- und Bauchfell des Pferdes sein… Unser finnisches Equipment ist dagegen die reinste Rocket Science.

However, so sieht ein wunderbarer Nachmittag in stiller Natur beim Ski-Wandern mit Altai Ski aus.

Die finnische Landschaft ist dabei die perfekte Kulisse für einen ausgedehnten Schneespaziergang. Dünn besiedelt, 35 Nationalparks, 80.000 Seen, ein Paradies für Outdoorfans und alle, die Einsamkeit suchen. Wir kommen auf jeden Fall wieder, nicht nur für eine weitere Ausfahrt mit Altai Skis.

Wer noch mehr über das Land erfahren will, sollte www.visitfinland.com oder auch den Blog unseres Freundes und Fotograf des Beitragsbildes Hendrik www.hinkinginfinland.com besuchen.

PS. Vergesst nicht, Euch schön warm einzupacken…

Back to the Roots – Altai Ski

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Ein Wochenende in Kopenhagen? Herrlich, Fahrradfahren und Design Shopping. Oder lieber schöne Menschen gucken und leckeres Essen in Oslo oder Stockholm? Immer gerne. Doch wie steht es mit Helsinki – war schon mal jemand da? Ist es da nicht immer kalt und dunkel? Und reden die Finnen nicht auch so seltsam? Zeit, genau das herauszufinden…

Ja, sie ist die verkannte kleine Schwester unter den skandinavischen Hauptstadtkindern – dabei ist sie für beinahe alle Finnland-Reisenden der Ausgangspunkt für Trips in die Wildnis (und diese beginnt dabei quasi direkt vor der Haustür). Sie ist zudem einer der wichtigsten Umsteigeplätze und Gateway für Fernziele in Asien. Aber was die wenigsten wissen: Sie ist vor allem wunderschön, pur, voller Lebensfreude… Und zugebenermaßen auch ein wenig kalt und dunkel! Helsinki – in 24 Stunden.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

9:30 UHR – GUTEN MORGEN, HELSINKI!

Wir sind eben gelandet in “Helsingfors”. So heißt die Hauptstadt auf Schwedisch (übrigens die zweite Amtssprache im Land). Am Flughafen  steigen wir in die Bahn Richtung Innenstadt. Für rund sechs Euro pro Fahrt transportieren die Ringlinien “I” und “P” alle Helsinki-Besucher bequem, einfach und günstig im 10-Minuten-Takt in Richtung City. Kaum angekommen spüren wir sogleich das nordische Flair der Stadt. Ein eisiger Wind bläst uns -20 Grad kalte Luft um die Ohren. Auf dem Bahnhofsvorplatz trotzen die Kiddies der Kälte und drehen lachend ihre Runden auf einer riesigen Eisbahn. An der Ampel wenige Meter weiter drehen die Reifen der Autos beim Anfahren auf den tief verschneiten Straßen durch – die Autofahrer bleiben dabei extrem gelassen. Es dämmert, obwohl der Vormittag schon fortgeschritten ist. Herrlich, wir sind angekommen im echten Winter!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

11:00 UHR – SCHNEEWITTCHEN AUF DEM BERGE

Helsinki ist glücklicherweise eine der Städte, die man extrem gut zu Fuß erkunden kann (vorausgesetzt man ist warm genug angezogen, zumindest zu dieser Jahreszeit). Vom Bahnhof aus schlendern wir gemütlich die Hauptstraße entlang Richtung Hafen. Zugegeben, die Angebote in den Einkaufsmeilen von Europas Metropolen gleichen sich zuweilen, aber wir sind auch nicht zum shoppen hier, sondern wollen das echte, pure Helsinki entdecken. Also biegen wir ab in die Yliopistonkatu (das ist ein Straßenname!) und stehen beinahe unerwartet vor einem ziemlich imposanten, schneeweißen Bauwerk: Der Dom von Helsinki. Das prachtvolle Gebäude wirkt durch die verschneite Umgebung und das dämmerige Licht beinahe mystisch. Ruhig, still und erhaben thront die Kirche über der Stadt. Touri-Hotspot hin oder her – diesen Anblick sollte man sich in keinem Fall entgehen lassen!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

12:45 UHR – FINNISCHE BOUILLABAISSE

Nicht weit vom Dom entfernt erreichen wir schließlich den Hafen. Und staunen nicht schlecht, als wir sehen, dass das Hafenbecken tatsächlich eingefroren ist. Die fetten Fähren nach Stockholm und Tallin liegen träge vor Anker und dämmern im Winterschlaf. Nur eine kleine Rinne zeugt vom Schiffsverkehr, der auch im Winter aufrecht erhalten wird.

An der südlichen Promenade schließt sich der Marktplatz an. Die cleveren Finnen wissen zum Glück um ihre kalten Wintertage und haben – eine hervorragende Idee – eine warm beheizte Markthalle auf den Platz gesetzt. Die älteste der Stadt, um genau zu sein. Da es bereits Mittag ist und wir gut eine Stärkung vertragen könnten, folgen wir dem Duft der frischen Speisen ins Innere der Halle. Es ist glücklicherweise nicht allzu voll, trotzdem hat sich vor einer kleinen Suppenküche eine Schlange gebildet. Genau drei Suppen stehen hier zur Auswahl. Eine Gemüsesuppe, eine Fischsuppe und eine asiatische Hühnersuppe, dazu selbst gebackenes, knuspriges Brot. Wir entscheiden uns für Fisch und Huhn und genießen eine unschlagbar leckere Mittagspause.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Die Markthalle ist übrigens nicht nur für eine Zwischenmahlzeit sehr zu empfehlen. Auch (leckere) Souvenirs, wie beispielsweise das leicht süße, typisch süd-finnische Archipelago Brot, findet man hier…

 

14:00 UHR – SCHLENDERN DURCH DAS DESIGN DISTRICT

Frisch gestärkt ziehen wir weiter in Richtung Design District. Es verbindet die Stadtteile Punavuori, Kaartinkaupunki, Kamppi und Ullanlinna – aber das kann man sich ohnehin nicht merken, wenn man kein Finne ist… Merken sollte man sich jedoch, dass es in den Straßen rund um das Design District jede Menge spannender Läden, Galerien, Bars und Cafés – vor allem aber jede Menge interessanter Menschen – zu entdecken gibt. Hier lohnt sich, sommers wie winters, etwas Zeit mitzubringen. Es gilt, nicht nur auf Entdeckungsreise zu gehen, sondern auch zu Verweilen und zu Beobachten. Wer also sein Mitbringsel aus Helsinki nicht schon in der Markthalle entdeckt hat, wird spätestens im Design District sicher fündig.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

16:25 UHR – DIE STILLE UNTER DEN FELSEN GENIESSEN

Inzwischen ist es wieder dunkel geworden, die Sonne geht zu dieser Jahreszeit langsam auf und schnell wieder unter. Wir verlassen das Design District und folgen der Fredrikinkatu (das ist wieder ein Straßennamen) in nordwestliche Richtung. Immer geradeaus. Bis wir nach einer guten halben Stunde vor dem wahrscheinlich skurrilsten Bauwerk von Helsinki stehen: Der Temppeliaukion Kirkko. Ja, richtig geraten, wieder eine Kirche – aber diese ist nicht wie der Weiße Dom in den Himmel gewachsen, sondern ganz im Gegenteil: Das modern anmutende Kirchenschiff befindet sich in einem riesigen Granitbrocken. Man betritt das Gebäude durch eine unscheinbare braune Tür und steht plötzlich Mitten in einem wortwörtlichen “Felsendom”. Eine überdimensionale Kuppel überspannt den runden Raum und schafft eine warme, erdige Atmosphäre. Welche der beiden Kirchen nun die schönere ist, darf jeder selbst entscheiden. Ich habe auf jeden Fall einen Favoriten…

24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!

17:30 UHR – EINE LETZTE RUNDE DREHEN

Langsam sind wir erschöpft und schlendern daher zurück in Richtung Hotel. Auf dem Weg fällt uns eine weitere verrückte Eigenschaft von Helsinki auf. Während sich bei uns die Kinder am Nachmittag auf dem Fußballplatz austoben, sind hier Hockeyschläger das Lieblings-Sportgerät. Überall sehen wir Jungs und Mädels eine Runde zocken. Doch nicht nur Schlittschuhe, Puk und Schläger gilt es zu bestaunen. Natürlich gibt es auch jede Menge Schlitten, die gezogen werden und auch “Fußgänger” auf Langlaufskiern, die sich ihren Weg durch die Stadt schlängeln. Diese Stadt ist einfach anders…

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

19:30 UHR – KIPPIS, HELSINKI

Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen – und wir haben keine Erfrierungen davon getragen. Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Dazu muss man allerdings wissen, dass sich in punkto Alkohol die Finnen nicht sonderlich von den übrigen Skandinaviern unterscheiden. Alkohol ist kein Schnäppchen, das sei schon mal vorab verraten. Nach dem totalen Verbot von Spirituosen zu Beginn des letzten Jahrhunderts, gibt es bis heute eine staatliche Regulierung. Wein und Schnaps werden nur in Läden mit entsprechender Lizenz verkauft (Bier und andere Getränke mit niedrigem Alkoholgehalt gibt es auch im Supermarkt). Die Preise in Bars und Restaurants für ein Glas Wein oder einen Longdrink sind entsprechend happig – vergleichbar mit denen in Schweden. Nichtsdestotrotz hat man das Gefühl, dass die Finnen dem ein oder anderen Drink gegenüber nicht abgeneigt sind. Vielleicht kommt da dann auch die Nähe zu den russischen Nachbarn durch. Der Wodka wird in jedem Fall nicht verachtet und ein kühles Bierchen schmeckt in der Sauna (!) besonders gut. Wir finden, heute dürfen wir in jedem Fall noch einmal anstoßen. Auf das wunderschöne, eiskalte Helsinki. Und auf den kommenden Sommer, wenn wir sicherlich noch einmal wiederkommen werden, um auch die grüne Seite der Stadt zu entdecken. In diesem Sinne: Kippis!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

UND ÜBRIGENS… NOCH EINIGE NÜTZLICHE TIPPS

* “Hallo” heißt… “Moi”!

* Traumhaft Übernachten in Helsinki kann man beispielsweise im Radisson Blu Plaza, fußläufig vom Hauptbahnhof aus erreichbar – oder (etwas günstiger) in einem der vielen schönen Apartments von Forenom… Psssst – mit dem Code BLOGLOVE bekommt ihr 10 Euro Rabatt auf eure nächste Buchung…

* Das Naturschutzgebiet Nuuksio bei Espoo liegt nur wenige Kilometer vor den Toren von Helsinki – ein Besuch lohnt sich immer, vor allem, wenn ihr etwas mehr Zeit habt als 24 Stunden in der Hauptstadt…

* Das vielleicht beste Restaurant in Südfinnland ist das Kaskis in Turku, gut zwei Fahrstunden von Helsinki entfernt – wer hier Speisen will, sollte allerdings einige Wochen im Voraus reservieren. Wir können aus eigener Erfahrung sagen: Extrem lecker!

* Ein Saunabesuch und der anschließende Sprung ins Eiswasser ist einfach ein MUSS bei jedem Besuch in Helsinki bzw. Finnland – da gibt es keine Ausreden!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Wir bedanken uns bei Visit Finland und dem Team der Nordic Blogger Experience für die Möglichkeit, Finnland und insbesondere auch Helsinki zu entdecken.

Inselhopping in Daunenjacke

Dass der finnische Winter nichts für Weicheier ist, dachte ich mir schon. Ich würde mich auch nicht als ein solches bezeichnen. Im Gegenteil, ich bin fest entschlossen, es den waghalsigen Nordmännern gleich zu tun: Bart wachsen lassen, Wodka trinken, schwitzend in der Sauna sitzen und mich dort mit Birkenzweigen verprügeln lassen.

Dem Sprung ins kalte Eiswasser werde ich mich ebenfalls stellen. Soweit  zumindest der Plan…

Noch sind wir im Helsinki, in der Zivilisation, weit weg von Holzfällerromantik. Stattdessen alles “urban chick”. Ein Hauch Großstadt. Winterlich ist es allerdings auch hier. Richtig winterlich.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

PLANÄNDERUNG – INSELHOPPING STATT BÄREN JAGEN

Dann erfahre ich, dass wir uns für die nächsten zwei Tage zum “Inselshopping” aufmachen werden. Ist ein Scherz, oder? Nein, es ist keiner. Bei Inselhopping denke ich an Chillen an Deck, salzige Meeresluft, an den Duft von gegrilltem Fisch, Sonnenbrand…? Hier im Norden bekommt man eher Gefrierbrand. Bei -27 Grad  packe ich also die Daunenjacke statt die Badehose ein. Obwohl? Sollte es doch irgendwo noch eine Sauna mit dem dazugehörigen Loch in der Eisdecke geben…

Wenige Stunden später atme ich die klare finnische Winterluft ein. Klirrrr. Durch jede noch so kleine Reißverschlussritze greift der Frost nach meinem warmen Körper. Dabei habe ich mich eigentlich echt gut eingepackt. Als erfahrener Wintersportler – meine Freunde würden es eher als Outdoor-Freak bezeichnen – baue ich natürlich voll auf den Zwiebellook. Eine Hightech-Faser-Lage schichtet sich über die nächste. Doch selbst meine drei wärmsten Jacken stoßen hier in Finnland an ihre Belastungsgrenzen. Oder bin ich es, der mit den Finnen einfach nicht mithalten kann? Egal. Denn wenn ich ehrlich bin, genieße die Kälte auch ein wenig. Das eigenartige Licht, die Stille, das Knarzen des Schnees bei jedem Schritt. Mich umgibt ein Gefühl, das alle Reisende kennen: Das gute Gefühl, unbekanntes Terrain zu betreten. Voller Vorfreude, Spannung und Lust auf jedes noch so kleine Quäntchen Andersartigkeit. Endlich wieder On the Road, endlich wieder OUT OF OFFICE.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

EIN VERSCHNEITER FLICKENTEPPICH

Ich schaue auf die gefrorene See vor mit und lächle still vor mich hin. Meine Gedanken schweifen zum “klassischen” Inselshopping in Südeuropa und ich erkenne tatsächlich einige Parallelen. Sonnenschein, Fährfahrten, frisch gefangener Fisch (in diesem Fall: Eisfisch)… Wir waren sogar mit einem waschechten »Perro de Agua«, einem spanischen Wasserhund, spazieren – also beinahe wie auf den Balearen oder in Griechenland … Naja fast! Inselhopping in Finnland ist in jedem Fall mindestens genauso schön wie im Mittelmeer, nur ruhiger und weniger touristisch. Und die Häuser sind klein und rot. Oder gelb.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

Man hätte Finnland auch den Namen Wasserland geben können. Das Festland ist durchzogen von rund 180.000 Seen und das Meer ist bestückt mit unzähligen kleinen Inseln. Wusstet ihr, dass Finnlands Südküste das größte Archipel der Welt ist? Wer hier in der Archipelago Region südwestlich von Helsinki “on the road” ist, ist viel eigentlich vielmehr “on the bridge” – oder “on the boat”. Die Fähre ist dabei immer kostenlos, denn sie ist in der finnischen Interpretation die Verlängerung der Straße, also etwas Selbstverständliches. Auf die Frage, wie viele Inseln wir nach gut vier Stunden im Minivan bereits überquert haben, weiß allerdings selbst unsere Gastgeberin Mathilda keine Antwort. “Einige”, sagt sie schmunzelnd. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Menschen hier oben im Norden entspannter wirken. Ruhig und unglaublich herzlich.

Es ist schon dunkel, als wir am Abend unser “Archipelago-Home” erreichen. Ein kleines, beleuchtetes Holzhäuschen mitten im Nirgendwo, in der finnischen Natur. Und natürlich liegt das Häuschen auch an einem (zugefrorenen) See. Auf der Terrasse dampft der Jacuzzi. Wir schlüpfen ins Warme, tauschen Winterstiefel gegen dicke Socken und genießen die gemütliche Atmosphäre. Mit glühenden Wangen schauen wir ins Kerzenlicht. Es duftet so unglaublich gut nach frischem Brot und einem leckeren finnischen Essen, gezaubert vom Koch des Restaurants “Köpmans” – nur für uns. Ein Traum!

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

Bei so viel Wärme und Gemütlichkeit überlege ich ernsthaft, ob ich nach der Sauna wirklich ins kalte Wasser springen will. Andererseits – why not? Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Und der Jacuzzi ist ja auch noch da… In diesem Sinne: Mennään avantoon (“ab ins Eis”)!

Das war nur der Anfang unserer Abenteuer in Finnland. Was wir sonst noch erlebt haben, erfahrt ihr ganz bald auf OUT OF OFFICE!

Inselhopping in Daunenjacke

Ich bedanke mich für das große Glück – das Glück zu leben, zu reisen und das alles genießen zu dürfen. Ich bedanke mich zudem beim NBE Team für die tollen Tage in Finnland, spannende Begegnungen und die Einladung in dieses wunderbare Land.
Weitere Informationen unter www.visitfinland.comwww.visitarchipelago.comwww.nbe.fi.

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