White out – das Eismeer von Kemi

Der Boden unter mir vibriert leise, aber stetig. Die Motoren brummen aus einer tiefen, metallischen Kehle. Kein Vogelgezwitscher, kein menschlicher Laut dringt an mein Ohr. Nur das Schiff scheint zu leben, es wartet, in Lauerstellung… (mehr …)

Ich stehe an Deck der Sampo, die Sonne blendet mich. Kein Wunder, schließlich werden ihre Strahlen abermillionen mal reflektiert von den winzigen Kristallen in der Luft um mich herum und der unendlichen weißen Eisschicht, die sich zu meinen Füßen in alle Himmelsrichtungen erstreckt. Wir sind eingeschlossen vom arktischen Winter – scheinbar.

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Dann ein Ächzen und Knarzen. Schwerfällig setzt sich die Sampo in Bewegung. Ich höre ein lauter werdendes Rauschen in meinen Ohren. Ist es das Adrenalin, das durch meine Adern schießt – oder ist es der Pohjanlahti, der Bottnische Meerbusen tief unter uns, ein Ausläufer der Ostsee zwischen Finnland und Schweden, der sich laut und bedrohlich zu Wort meldet?

Die Geräusche schwellen an, das Knarzen wird zu einem bedrohlichen Gekreische, das Schiff kämpft, schreit und schiebt sich Meter für Meter auf die scheinbar undurchdringbare Eisdecke – um dann mit einem lauten Getöse den Boden unter uns aufzubrechen. Eisschollen tauchen weg, stoßen auseinander, winden und drehen sich, bevor sie von dem kolossalen Eisbrecher auseinandergeschoben werden. So bahnen wir uns unseren Weg für 20 oder 30 Meter… bis wir scheinbar steckenbleiben. Volle Kraft zurück! Die Sampo zieht sich aus der eisigen Gefahrenzone – nur um nach wenigen Metern wieder mit voller Power nach Vorne zu drängen, sich erneut krachend auf das Eis zu werfen und dieses endgültig zu bezwingen. Es ist ein Kampf der Titanen. Ein tonnenschweres Frachtschiff gegen die Gewalt des eisigen finnischen Winters auf hoher See…

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Die mächtige Sampo

Der Begriff Sampo geht zurück auf den alten finnischen Sagen-Epos Kalevala und beschreibt ein Gerät, das seinem Besitzer Zauberkräfte verleiht – im weiteren Sinne wird Sampo dabei als eine Art (eiserne) Stütze des Himmelsgewölbes gedeutet, markiert durch den Polarstern. Der arktischen Eisbrecher auf dem ich nun stehe, trägt durchaus zu Recht diesen mystischen Namen, erscheint er mir doch wie ein Zauberding aus einer anderen Welt. In der Theorie verstehe ich sehr wohl das physikalische Prinzip von Auftrieb und Verdrängung – aber mal ehrlich: Da ist man an Bord eines Giganten, in der Tiefe das dunkle Meer, darüber meterdickes Eis – und dann pressen 500 Tonnen Stahl darauf, um eben dieses Eis zu brechen… Hier setzt mein Verständnis aus und es erscheint mir wie ein Wunder, dass wir diesen Kampf gegen die Naturgewalten gewinnen sollen.

Kapitän Petter Tähtinen beruhigt mich. Seit den 60er Jahren ist die Sampo nun schon unterwegs auf dem Eismeer zwischen Schweden und Finnland. Rund 25 Jahre lang ebnete sie Handelsschiffen den Weg durch die gefrorenen Gewässer vor der Küste und erhielt damit den Handel im Hafen von Kemi auch in den frostigen Wintermonaten zwischen Dezember und Mai aufrecht. Heute übernehmen modernere Eisbrecher diesen Job – die Sampo aber bleibt dem Meer dennoch erhalten, als Touristenattraktion, ein Liebling von Einheimischen und Besuchern gleichermaßen. Ein Kreuzfahrtschiff der anderen Art.

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Der Tag, an dem ich ins Polarmeer fiel

Zurück an Deck: Nach einer Weile gewöhne ich mich an das Geräusch von brechendem Eis. Das tiefe Grollen, mit dem die Eisschollen sich übereinander schieben, bevor sie dann auseinander stoßen, seitlich an der Sampo vorbei tauchen und sich hinter uns in der Fahrrinne wieder sammeln und das Meer erneut verschließen, verschmilzt zu einem gleichmäßigen Rhythmus – eine Art Melodie, die mich durch den Tag treibt. Die Sonne scheint weiterhin grell und beinahe anklagend aus einem stahlblauen Himmel auf uns Passagiere an Bord hinab – wir sind Eindringlinge in dieser perfekten, einsamen Eis-Welt. Wie müssen sich die Seemänner in vergangenen Zeiten gefühlt haben? Was für uns heute ein Vergnügen, ein Abenteuer, ein Ausflug, das war im letzten Jahrhundert noch eine massive Bedrohung. Nein, ich werde jetzt nicht die Titanic heraufbeschwören – aber ich habe heute erlebt, wie massiv Packeis sein kann, das durch seine Dichte härter ist als reine Diamanten. Bei einer Kollision schlitzt ein scharfkantiger Eisblock den Rumpf eines Schiffes auf, als wäre es aus Papier. Nicht zuletzt deshalb ist die Außenschicht eines Eisbrechers mehr als drei Mal dicker als die eines normalen Frachtschiffes. Ich schaudere, bei dem Gedanken an die wenigen Zentimeter Stahl, die mich vom dem eiskalten Wasser um uns herum trennen. In diesem Moment stoppen die Motoren. Von einer Sekunde auf die andere wird es Still. Eisesstill.

Leitern werden hinab gelassen, Passagiere gehen von Bord. Kleine, menschliche Punkte verteilen sich in Windeseile auf der Eisfläche rund um das Schiff. Ein Schneemobil steht einsam und verlassen wenige hundert Meter entfernt und wartet auf seinen Fahrer. Das Schauspiel vor meinen Augen erscheint mir vollkommen surreal. Zum ersten Mal nehme ich wahr, wie viele Passagiere mit mir an Bord waren. Touristen, vor allem aus Asien, laufen hektisch mit ihren Kameras Steuerbord und Backbord entlang der Sampo. Crewmitglieder rufen sie zurück, wenn sie sich zu nah der Abbruchkante des Eises nähern. Ein Schritt zu weit, das Eis bricht – und binnen weniger Sekunden schwimmt die ahnungslose Landratte im Eismeer.

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Ich werde unter Deck gerufen. Es riecht nach Feuchtigkeit und Gummi, ein aufgeregtes, erwartungsvollen Treiben umgibt mich. Jacke aus, Schuhe aus, Mütze absetzen. Binnen Sekunden stecke ich in einem dicken Neoprenanzug. Ganzkörper, versteht sich. Ich komme mir vor wie ein fleischgewordener Teletubby – signalrot und beinahe bewegungsunfähig. Henryk kichert, als er mich sieht. Unbeholfen kämpfe ich mich über eine steile Treppe zurück an Deck, um dann über die Brücke hinab auf das offene Eis zu watscheln. Der Anblick, der sich mir in der schmalen Fahrrinne bietet, die die Sampo eben noch für uns aufgebrochen hat, ist absurd: Passagiere schwimmen im offenen Meer! In diesem Moment strauchele ich, stolpere und gleite eher ungewollt selbst hinab in das dunkle, tiefe Wasser… und beginne zu schweben! Ein einzigartiges Gefühl. Vollkommen unkontrolliert paddele ich auf dem Rücken liegend mit Armen und Beinen und treibe so eine ganze Weile auf kleinen Wellen durch den eben noch zugefrorenen Bottnischen Golf. Ich bin tatsächlich ins Polarmeer gefallen!

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Die Ewigkeit des Eises

Stunden sind vergangen, seit wir den Hafen von Kemi verlassen haben. Wir haben uns viele hundert Meter durch das Eis gearbeitet, es aufgebrochen, es bezwungen. Wir sind über das Eis gewandert und schließlich im eiskalten Meer geschwommen. Jetzt ist es an der Zeit, umzukehren. Ich stehe am Heck der Sampo, blicke auf die Fahrrinne hinter uns. Ich sehe dunkles, eiskaltes Wasser, das aus der Tiefe hochgewirbelt wird – und dann schließt sich das Eis wieder. Nichts bleibt, außer der Stille … und Eis. Ewiges Eis.

White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi
White out – das Eismeer von Kemi

Wer selbst einmal einen Tag auf einem Eisbrecher verbringen will, kann dies zwischen Mitte Dezember und Ende April täglich erleben. Die Sampo liegt im Hafen von Kemi in Finnisch-Lappland und ist mit dem Flieger ab Helsinki gut erreichbar. Wir wurden auf dieses atemberaubende Abenteuer vom Tourismusverband Finnland und der Region Kemi eingeladen und bedanken uns für diese einmalige Gelegenheit. Mehr Informationen unter www.visitfinland.com

Back to the Roots – Altai Ski

Weil wir gerade so schön „in Schwung“ sind, gibt es gleich noch eine Anekdote aus dem Winterwunderland… Wir alle wissen, die Ursprünge des Skifahrens gehen weit zurück. Tatsächlich sollen bereits vor Jahrtausenden Menschen Gefallen daran gefunden haben, (mehr …)

Ich dachte, dass wir im Norwegischen Hovden auf Langlaufskiern der Sache schon recht nah gekommen wären. Immer wieder driften solche Ausflüge aber doch in eine eher sportliche Richtung ab. Da ist das Schneeschuhwandern fast entspannter als das Langlaufen. Keine Materialschlacht, man ist nicht abhängig von Loipen, kann die “Beaten Tracks” verlassen und ganz für sich allein durch verschneite Landschaften stapfen. Das einzige, für mich wirklich schwer zu akzeptierende Manko: mit den breiten Schneeschuhen gibt es keine Chance, bergab zu rutschen – geschweige denn zu fahren.

Back to the Roots – Altai Ski
Back to the Roots – Altai Ski

In Finnland haben wir bei einem kurzen Ausflug in Helsinkis nahegelegene Natur nun aber DAS perfekte Spielzeug gefunden, einen Alleskönner namens ALTAI SKI. Es ist ein ca. 1,20 Meter langer Ski für jede Situation – für das überqueren zugefrorener Seen, für Wanderungen im Wald und über Felder, egal ob bergauf oder bergab. Egal wie flach oder steil. Das synthetische Fell (welches das Ab- bzw. Rückrutschen bergauf verhindert) ist schon fest montiert, besondere Schuhe sind nicht notwendig – man schlüpft mit festen Winterboots in die schlichte Bindung. Auch technisch gibt es nicht viel zu erklären… außer es wird zu steil 😉

Namensgeber der Altai Ski ist übrigens das gleichnamige, bis 4.500 Meter hohe mittelasiatische Hochgebirge, irgendwo zwischen Russland, der Mongolei und Kasachstan. In dieser verschneiten Region liegt wissenschaftlicher Erkenntnisse nach der Ursprung des Skifahrens. Man hat in dieser Region Felsmalereien von Menschen auf “Ski” entdeckt, die über 10.000 Jahre alt sind. Noch heute werden dort Skier auf traditionelle Art aus Holz hergestellt, das Fell mit den besten Gleiteigenschaften soll übrigens das Bein- und Bauchfell des Pferdes sein… Unser finnisches Equipment ist dagegen die reinste Rocket Science.

However, so sieht ein wunderbarer Nachmittag in stiller Natur beim Ski-Wandern mit Altai Ski aus.

Die finnische Landschaft ist dabei die perfekte Kulisse für einen ausgedehnten Schneespaziergang. Dünn besiedelt, 35 Nationalparks, 80.000 Seen, ein Paradies für Outdoorfans und alle, die Einsamkeit suchen. Wir kommen auf jeden Fall wieder, nicht nur für eine weitere Ausfahrt mit Altai Skis.

Wer noch mehr über das Land erfahren will, sollte www.visitfinland.com oder auch den Blog unseres Freundes und Fotograf des Beitragsbildes Hendrik www.hinkinginfinland.com besuchen.

PS. Vergesst nicht, Euch schön warm einzupacken…

Back to the Roots – Altai Ski

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Ein Wochenende in Kopenhagen? Herrlich, Fahrradfahren und Design Shopping. Oder lieber schöne Menschen gucken und leckeres Essen in Oslo oder Stockholm? Immer gerne. Doch wie steht es mit Helsinki – war schon mal jemand da? Ist es da nicht immer kalt und dunkel? Und reden die Finnen nicht auch so seltsam? Zeit, genau das herauszufinden…

Ja, sie ist die verkannte kleine Schwester unter den skandinavischen Hauptstadtkindern – dabei ist sie für beinahe alle Finnland-Reisenden der Ausgangspunkt für Trips in die Wildnis (und diese beginnt dabei quasi direkt vor der Haustür). Sie ist zudem einer der wichtigsten Umsteigeplätze und Gateway für Fernziele in Asien. Aber was die wenigsten wissen: Sie ist vor allem wunderschön, pur, voller Lebensfreude… Und zugebenermaßen auch ein wenig kalt und dunkel! Helsinki – in 24 Stunden.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

9:30 UHR – GUTEN MORGEN, HELSINKI!

Wir sind eben gelandet in “Helsingfors”. So heißt die Hauptstadt auf Schwedisch (übrigens die zweite Amtssprache im Land). Am Flughafen  steigen wir in die Bahn Richtung Innenstadt. Für rund sechs Euro pro Fahrt transportieren die Ringlinien “I” und “P” alle Helsinki-Besucher bequem, einfach und günstig im 10-Minuten-Takt in Richtung City. Kaum angekommen spüren wir sogleich das nordische Flair der Stadt. Ein eisiger Wind bläst uns -20 Grad kalte Luft um die Ohren. Auf dem Bahnhofsvorplatz trotzen die Kiddies der Kälte und drehen lachend ihre Runden auf einer riesigen Eisbahn. An der Ampel wenige Meter weiter drehen die Reifen der Autos beim Anfahren auf den tief verschneiten Straßen durch – die Autofahrer bleiben dabei extrem gelassen. Es dämmert, obwohl der Vormittag schon fortgeschritten ist. Herrlich, wir sind angekommen im echten Winter!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

11:00 UHR – SCHNEEWITTCHEN AUF DEM BERGE

Helsinki ist glücklicherweise eine der Städte, die man extrem gut zu Fuß erkunden kann (vorausgesetzt man ist warm genug angezogen, zumindest zu dieser Jahreszeit). Vom Bahnhof aus schlendern wir gemütlich die Hauptstraße entlang Richtung Hafen. Zugegeben, die Angebote in den Einkaufsmeilen von Europas Metropolen gleichen sich zuweilen, aber wir sind auch nicht zum shoppen hier, sondern wollen das echte, pure Helsinki entdecken. Also biegen wir ab in die Yliopistonkatu (das ist ein Straßenname!) und stehen beinahe unerwartet vor einem ziemlich imposanten, schneeweißen Bauwerk: Der Dom von Helsinki. Das prachtvolle Gebäude wirkt durch die verschneite Umgebung und das dämmerige Licht beinahe mystisch. Ruhig, still und erhaben thront die Kirche über der Stadt. Touri-Hotspot hin oder her – diesen Anblick sollte man sich in keinem Fall entgehen lassen!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

12:45 UHR – FINNISCHE BOUILLABAISSE

Nicht weit vom Dom entfernt erreichen wir schließlich den Hafen. Und staunen nicht schlecht, als wir sehen, dass das Hafenbecken tatsächlich eingefroren ist. Die fetten Fähren nach Stockholm und Tallin liegen träge vor Anker und dämmern im Winterschlaf. Nur eine kleine Rinne zeugt vom Schiffsverkehr, der auch im Winter aufrecht erhalten wird.

An der südlichen Promenade schließt sich der Marktplatz an. Die cleveren Finnen wissen zum Glück um ihre kalten Wintertage und haben – eine hervorragende Idee – eine warm beheizte Markthalle auf den Platz gesetzt. Die älteste der Stadt, um genau zu sein. Da es bereits Mittag ist und wir gut eine Stärkung vertragen könnten, folgen wir dem Duft der frischen Speisen ins Innere der Halle. Es ist glücklicherweise nicht allzu voll, trotzdem hat sich vor einer kleinen Suppenküche eine Schlange gebildet. Genau drei Suppen stehen hier zur Auswahl. Eine Gemüsesuppe, eine Fischsuppe und eine asiatische Hühnersuppe, dazu selbst gebackenes, knuspriges Brot. Wir entscheiden uns für Fisch und Huhn und genießen eine unschlagbar leckere Mittagspause.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Die Markthalle ist übrigens nicht nur für eine Zwischenmahlzeit sehr zu empfehlen. Auch (leckere) Souvenirs, wie beispielsweise das leicht süße, typisch süd-finnische Archipelago Brot, findet man hier…

 

14:00 UHR – SCHLENDERN DURCH DAS DESIGN DISTRICT

Frisch gestärkt ziehen wir weiter in Richtung Design District. Es verbindet die Stadtteile Punavuori, Kaartinkaupunki, Kamppi und Ullanlinna – aber das kann man sich ohnehin nicht merken, wenn man kein Finne ist… Merken sollte man sich jedoch, dass es in den Straßen rund um das Design District jede Menge spannender Läden, Galerien, Bars und Cafés – vor allem aber jede Menge interessanter Menschen – zu entdecken gibt. Hier lohnt sich, sommers wie winters, etwas Zeit mitzubringen. Es gilt, nicht nur auf Entdeckungsreise zu gehen, sondern auch zu Verweilen und zu Beobachten. Wer also sein Mitbringsel aus Helsinki nicht schon in der Markthalle entdeckt hat, wird spätestens im Design District sicher fündig.

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

16:25 UHR – DIE STILLE UNTER DEN FELSEN GENIESSEN

Inzwischen ist es wieder dunkel geworden, die Sonne geht zu dieser Jahreszeit langsam auf und schnell wieder unter. Wir verlassen das Design District und folgen der Fredrikinkatu (das ist wieder ein Straßennamen) in nordwestliche Richtung. Immer geradeaus. Bis wir nach einer guten halben Stunde vor dem wahrscheinlich skurrilsten Bauwerk von Helsinki stehen: Der Temppeliaukion Kirkko. Ja, richtig geraten, wieder eine Kirche – aber diese ist nicht wie der Weiße Dom in den Himmel gewachsen, sondern ganz im Gegenteil: Das modern anmutende Kirchenschiff befindet sich in einem riesigen Granitbrocken. Man betritt das Gebäude durch eine unscheinbare braune Tür und steht plötzlich Mitten in einem wortwörtlichen “Felsendom”. Eine überdimensionale Kuppel überspannt den runden Raum und schafft eine warme, erdige Atmosphäre. Welche der beiden Kirchen nun die schönere ist, darf jeder selbst entscheiden. Ich habe auf jeden Fall einen Favoriten…

24 Stunden Helsinki – oooyeah!
24 Stunden Helsinki – oooyeah!

17:30 UHR – EINE LETZTE RUNDE DREHEN

Langsam sind wir erschöpft und schlendern daher zurück in Richtung Hotel. Auf dem Weg fällt uns eine weitere verrückte Eigenschaft von Helsinki auf. Während sich bei uns die Kinder am Nachmittag auf dem Fußballplatz austoben, sind hier Hockeyschläger das Lieblings-Sportgerät. Überall sehen wir Jungs und Mädels eine Runde zocken. Doch nicht nur Schlittschuhe, Puk und Schläger gilt es zu bestaunen. Natürlich gibt es auch jede Menge Schlitten, die gezogen werden und auch “Fußgänger” auf Langlaufskiern, die sich ihren Weg durch die Stadt schlängeln. Diese Stadt ist einfach anders…

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

19:30 UHR – KIPPIS, HELSINKI

Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen – und wir haben keine Erfrierungen davon getragen. Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Dazu muss man allerdings wissen, dass sich in punkto Alkohol die Finnen nicht sonderlich von den übrigen Skandinaviern unterscheiden. Alkohol ist kein Schnäppchen, das sei schon mal vorab verraten. Nach dem totalen Verbot von Spirituosen zu Beginn des letzten Jahrhunderts, gibt es bis heute eine staatliche Regulierung. Wein und Schnaps werden nur in Läden mit entsprechender Lizenz verkauft (Bier und andere Getränke mit niedrigem Alkoholgehalt gibt es auch im Supermarkt). Die Preise in Bars und Restaurants für ein Glas Wein oder einen Longdrink sind entsprechend happig – vergleichbar mit denen in Schweden. Nichtsdestotrotz hat man das Gefühl, dass die Finnen dem ein oder anderen Drink gegenüber nicht abgeneigt sind. Vielleicht kommt da dann auch die Nähe zu den russischen Nachbarn durch. Der Wodka wird in jedem Fall nicht verachtet und ein kühles Bierchen schmeckt in der Sauna (!) besonders gut. Wir finden, heute dürfen wir in jedem Fall noch einmal anstoßen. Auf das wunderschöne, eiskalte Helsinki. Und auf den kommenden Sommer, wenn wir sicherlich noch einmal wiederkommen werden, um auch die grüne Seite der Stadt zu entdecken. In diesem Sinne: Kippis!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

UND ÜBRIGENS… NOCH EINIGE NÜTZLICHE TIPPS

* “Hallo” heißt… “Moi”!

* Traumhaft Übernachten in Helsinki kann man beispielsweise im Radisson Blu Plaza, fußläufig vom Hauptbahnhof aus erreichbar – oder (etwas günstiger) in einem der vielen schönen Apartments von Forenom… Psssst – mit dem Code BLOGLOVE bekommt ihr 10 Euro Rabatt auf eure nächste Buchung…

* Das Naturschutzgebiet Nuuksio bei Espoo liegt nur wenige Kilometer vor den Toren von Helsinki – ein Besuch lohnt sich immer, vor allem, wenn ihr etwas mehr Zeit habt als 24 Stunden in der Hauptstadt…

* Das vielleicht beste Restaurant in Südfinnland ist das Kaskis in Turku, gut zwei Fahrstunden von Helsinki entfernt – wer hier Speisen will, sollte allerdings einige Wochen im Voraus reservieren. Wir können aus eigener Erfahrung sagen: Extrem lecker!

* Ein Saunabesuch und der anschließende Sprung ins Eiswasser ist einfach ein MUSS bei jedem Besuch in Helsinki bzw. Finnland – da gibt es keine Ausreden!

24 Stunden Helsinki – oooyeah!

Wir bedanken uns bei Visit Finland und dem Team der Nordic Blogger Experience für die Möglichkeit, Finnland und insbesondere auch Helsinki zu entdecken.

Inselhopping in Daunenjacke

Dass der finnische Winter nichts für Weicheier ist, dachte ich mir schon. Ich würde mich auch nicht als ein solches bezeichnen. Im Gegenteil, ich bin fest entschlossen, es den waghalsigen Nordmännern gleich zu tun: Bart wachsen lassen, Wodka trinken, schwitzend in der Sauna sitzen und mich dort mit Birkenzweigen verprügeln lassen.

Dem Sprung ins kalte Eiswasser werde ich mich ebenfalls stellen. Soweit  zumindest der Plan…

Noch sind wir im Helsinki, in der Zivilisation, weit weg von Holzfällerromantik. Stattdessen alles “urban chick”. Ein Hauch Großstadt. Winterlich ist es allerdings auch hier. Richtig winterlich.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

PLANÄNDERUNG – INSELHOPPING STATT BÄREN JAGEN

Dann erfahre ich, dass wir uns für die nächsten zwei Tage zum “Inselshopping” aufmachen werden. Ist ein Scherz, oder? Nein, es ist keiner. Bei Inselhopping denke ich an Chillen an Deck, salzige Meeresluft, an den Duft von gegrilltem Fisch, Sonnenbrand…? Hier im Norden bekommt man eher Gefrierbrand. Bei -27 Grad  packe ich also die Daunenjacke statt die Badehose ein. Obwohl? Sollte es doch irgendwo noch eine Sauna mit dem dazugehörigen Loch in der Eisdecke geben…

Wenige Stunden später atme ich die klare finnische Winterluft ein. Klirrrr. Durch jede noch so kleine Reißverschlussritze greift der Frost nach meinem warmen Körper. Dabei habe ich mich eigentlich echt gut eingepackt. Als erfahrener Wintersportler – meine Freunde würden es eher als Outdoor-Freak bezeichnen – baue ich natürlich voll auf den Zwiebellook. Eine Hightech-Faser-Lage schichtet sich über die nächste. Doch selbst meine drei wärmsten Jacken stoßen hier in Finnland an ihre Belastungsgrenzen. Oder bin ich es, der mit den Finnen einfach nicht mithalten kann? Egal. Denn wenn ich ehrlich bin, genieße die Kälte auch ein wenig. Das eigenartige Licht, die Stille, das Knarzen des Schnees bei jedem Schritt. Mich umgibt ein Gefühl, das alle Reisende kennen: Das gute Gefühl, unbekanntes Terrain zu betreten. Voller Vorfreude, Spannung und Lust auf jedes noch so kleine Quäntchen Andersartigkeit. Endlich wieder On the Road, endlich wieder OUT OF OFFICE.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

EIN VERSCHNEITER FLICKENTEPPICH

Ich schaue auf die gefrorene See vor mit und lächle still vor mich hin. Meine Gedanken schweifen zum “klassischen” Inselshopping in Südeuropa und ich erkenne tatsächlich einige Parallelen. Sonnenschein, Fährfahrten, frisch gefangener Fisch (in diesem Fall: Eisfisch)… Wir waren sogar mit einem waschechten »Perro de Agua«, einem spanischen Wasserhund, spazieren – also beinahe wie auf den Balearen oder in Griechenland … Naja fast! Inselhopping in Finnland ist in jedem Fall mindestens genauso schön wie im Mittelmeer, nur ruhiger und weniger touristisch. Und die Häuser sind klein und rot. Oder gelb.

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

Man hätte Finnland auch den Namen Wasserland geben können. Das Festland ist durchzogen von rund 180.000 Seen und das Meer ist bestückt mit unzähligen kleinen Inseln. Wusstet ihr, dass Finnlands Südküste das größte Archipel der Welt ist? Wer hier in der Archipelago Region südwestlich von Helsinki “on the road” ist, ist viel eigentlich vielmehr “on the bridge” – oder “on the boat”. Die Fähre ist dabei immer kostenlos, denn sie ist in der finnischen Interpretation die Verlängerung der Straße, also etwas Selbstverständliches. Auf die Frage, wie viele Inseln wir nach gut vier Stunden im Minivan bereits überquert haben, weiß allerdings selbst unsere Gastgeberin Mathilda keine Antwort. “Einige”, sagt sie schmunzelnd. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Menschen hier oben im Norden entspannter wirken. Ruhig und unglaublich herzlich.

Es ist schon dunkel, als wir am Abend unser “Archipelago-Home” erreichen. Ein kleines, beleuchtetes Holzhäuschen mitten im Nirgendwo, in der finnischen Natur. Und natürlich liegt das Häuschen auch an einem (zugefrorenen) See. Auf der Terrasse dampft der Jacuzzi. Wir schlüpfen ins Warme, tauschen Winterstiefel gegen dicke Socken und genießen die gemütliche Atmosphäre. Mit glühenden Wangen schauen wir ins Kerzenlicht. Es duftet so unglaublich gut nach frischem Brot und einem leckeren finnischen Essen, gezaubert vom Koch des Restaurants “Köpmans” – nur für uns. Ein Traum!

Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke
Inselhopping in Daunenjacke

Bei so viel Wärme und Gemütlichkeit überlege ich ernsthaft, ob ich nach der Sauna wirklich ins kalte Wasser springen will. Andererseits – why not? Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Und der Jacuzzi ist ja auch noch da… In diesem Sinne: Mennään avantoon (“ab ins Eis”)!

Das war nur der Anfang unserer Abenteuer in Finnland. Was wir sonst noch erlebt haben, erfahrt ihr ganz bald auf OUT OF OFFICE!

Inselhopping in Daunenjacke

Ich bedanke mich für das große Glück – das Glück zu leben, zu reisen und das alles genießen zu dürfen. Ich bedanke mich zudem beim NBE Team für die tollen Tage in Finnland, spannende Begegnungen und die Einladung in dieses wunderbare Land.
Weitere Informationen unter www.visitfinland.comwww.visitarchipelago.comwww.nbe.fi.

Go North – into the cold…

Oooyeah, the new year starts with new adventures. We are looking forward to visit Finland for the first time. What to expect? First of all… cold… very cold winter days up to minus 20 degrees. (mehr …)

But we are sure, it will be a warm welcome in Helsinki and Turku by our lovely hosts of the Nordic Blogger Experience nbiFinland. We are glad to meet bloggers and travel enthusiasts from all over the world. So, let’s be prepared for some great day up in the North. Hello Finland, we are coming…

Go North – into the cold…

Further information www.www.visitfinland.com

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